Haardorf und Mühlham

Monatliches Archiv: Mai 2016

Für Energiewirte ist es „fünf vor zwölf“!

Osterhofen 26. Mai 2016 – Deggendorfer Zeitung

Protest gegen geplante EEG-Novellierung – Aktion des Bayerischen Bauernverbandes an der Biogasanlage Weigl

Weigl Aktion II
Haardorf. Für die Betreiber von Biogas- und anderen Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien ist es „fünf vor zwölf“: Deshalb hat auch Johann Weigl gestern kurz vor Mittag seine Anlage in Haardorf abgeschaltet und die Stromproduktion unterbrochen. Mit dieser bundesweiten Aktion wollte der Arbeitskreis Biogas mit Unterstützung des Bayerischen Bauernverbandes gegen die geplante Neuregelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) protestieren.

„Der Referentenentwurf für das neue EEG bietet keinerlei Perspektive für die Bioenergie – weder für neue, noch bestehende Anlagen“, kritisiert der niederbayerische BBV-Präsident Gerhard Stadler als Sprecher des AK Biogas. Doch Anlagenbetreiber wie Johann Weigl brauchen Planungssicherheit – und zwar langfristig. Um seine 2005 gebaute Anlage künftig flexibel „fahren“ zu können, will Weigl eine Million Euro u.a. in einen 3000 Kubikmeter fassenden Gasspeicher investieren. Damit will er nicht nur die Versorgung der 50 angeschlossenen Anwesen im Ort mit Strom und Abwärme sicherstellen, sondern könnte auch eine Hackschnitzeltrocknungsanlage betreiben. „Ich muss aber sicher wissen, dass ich auch nach Ablauf der 20-jährigen EEG-Laufzeit die Anlage weiter betreiben kann und dabei auch noch ein bisschen was verdiene“, führt Weigl aus. „Die Betriebskosten sind enorm und es muss laufend investiert werden, um die Anlage technisch auf dem modernsten Stand zu halten und sie den ständig steigenden Anforderungen zum Beispiel bei der Düngeverordnung anzupassen.“

Auch die BBV-Kreisobmänner Johann Siedersberger und Josef Waas warnen vor einem „Vertrauensverlust der Landwirte in Investitionen“. Deshalb müssten bei der Gesetzesreform auch die bestehenden Anlagen berücksichtigt werden. Geschehe dies nicht, werde es zu einem massiven Abbau von Anlagen kommen, inklusive Verlust von Wertschöpfung und Arbeitskräften, mit dem Resultat, dass die Energiewende von der Politik „an die Wand gefahren wird“.

Der Atomausstieg ist beschlossen, die Klimaziele sind vorgegeben – deshalb müsse, so BBV-Präsident Stadler , die Stilllegung von Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien unbedingt verhindert werden. In schwierigen Zeiten für die Landwirtschaft sei die Energiewirtschaft für viele Betriebe ein wichtiges Standbein zur Existenzsicherung geworden. Bereits jetzt aber würden die Betreiber durch die EEG-Umlage für Strom, der selbst verbraucht wird, über die Maßen belastet. Würde dies nicht im neuen EEG angepasst, würde die Eigennutzung vermutlich bald aufgegeben und auf Volleinspeisung umgestellt. Dies widerspreche aber den Grundsätzen einer dezentralen Energiewende.

Wie der BBV in einem Positionspapier festhält, sollen nach Inkrafttreten des EEG 2016 rund 80 Prozent der erzeugten Strommenge aus neuen Anlagen über Ausschreibungen gefördert werden. Demnach sollen Solar- und Windkraftanlagen mit bis zu einem Megawatt Leistung eine gesetzliche Vergütung nach dem EEG 2014 erhalten. Für Biogasanlagen gebe es eine solche Perspektive bislang nicht. Grundsätzlich sollte die Bioenergie moderat durch Vorgabe eines jährlichen Ausbauziels von 100 MW netto gefördert werden.

Kräftig vom Leder zog Kilian Staudinger, Biogasanlagenbetreiber aus Rottenmann bei Stephansposching. Er selbst habe kein Vertrauen mehr in die Politik und daher auch keinen Mut zu weiteren Investitionen. Der Politik und speziell der CSU warf Staudinger vor, mit den Bauern ihre treuesten Wähler im Stich zu lassen. Da brauche sich niemand wundern, wenn vermehrt die AfD gewählt werde.

Für MdL Bernd Sibler gehen Energiesicherung und Klimaschutz Hand in Hand. „Bayern will energetisch autark bleiben“, unterstrich er die Bedeutung dezentraler Konzepte. „Wir wollen nicht nur Strom aus Off-Shore-Windanlagen beziehen, sondern auch selbst produzieren.“ Staudinger hielt er entgegen, dass sich politisch bereits einiges tue und es sich vorerst nur um einen Referentenentwurf handle, der bis zur Verabschiedung des Gesetzes noch geändert werden könne.sch

Gegenseitiges Verständnis fördert Demokratie

Osterhofen 3. Mai 2016 – Deggendorfer Zeitung

Jahrtag beim Krieger- und Soldatenverein – Plädoyer für Völkerverständigung und Frieden

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Haardorf. Der Krieger- und Soldatenverein begeht traditionell am ersten Maisonntag seinen Jahrtag. Im Hof des Vereinslokals Knöckl begrüßte 2. Vorsitzender Horst Feigl die Abordnungen der Vereine sowie 2. Bürgermeister Thomas Etschmann, Stadtrat Robert Kröll, Fahnenmutter Martina Brandl und Bernhard Zitzelsberger vom BKV-Kreisverband. Angeführt von der Vilstaler Blasmusik machten sich Kameraden der Feuerwehren Aicha, Niedermünchsdorf und Haardorf, der Patenvereine Thundorf und Oftering, der Reservistenkameradschaft Haardorf-Aicha sowie der KRK Moos auf den Weg zum Gottesdienst in der Kreuzbergkirche. Pfarrer Monsignore Hans Herlinger stellte in seiner Predigt heraus, dass Kriege und Terrorismus grausame Ereignisse seien. Zu Frieden gelange man nur, wenn das Miteinander gelingt. Auf Gott zu vertrauen und sich nicht ablenken zu lassen, könne ein gutes Mittel sein.

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In den Fürbitten erinnerte Josef Schmid an die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. Nach dem Gottesdienst zog der Festzug vorbei an den mit weiß-blauen Fahnen geschmückten Häusern zum Kriegerdenkmal an der Martinskirche. Die Ehrenwache stellten Kameraden der Reservistenkameradschaft. Pfarrer Herlinger sprach ein Gebet und gab den Segen. Die Ansprache hielt Stadtrat Robert Kröll: „In einer Zeit, in der Terror, Krieg, Flucht und Vertreibung wieder an die Haustüre Europas klopfen, in der Mauern und Grenzzäune aufgebaut werden, ist es notwendig, wieder mehr auf die Förderung von Völkerverständigung und Frieden aufmerksam zu machen“, sagte Kröll. Die Werte von Frieden und Freiheit dürfe man nicht Radikalen überlassen: „Wir müssen für die Demokratie und unseren christlichen Glauben eintreten.“ Dünger für Frieden, Freiheit und Demokratie sei das Verständnis für Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen. Es ist aber auch notwendig, sie zu integrieren, ohne eigene Werte aufzugeben. Als Zeichen des Einsatzes für Frieden und Freiheit stellte Kröll am Kriegerdenkmal eine Blumenschale ab.

Nach dem Rückmarsch zum Vereinslokal wurden die langjährigen Fähnriche Josef Birkeneder und Josef Winhart von Horst Feigl für ihre Verdienste um den Krieger- und Soldatenverein zu Ehrenmitgliedern ernannt. oz

Stadtrat für Erweiterung der Biogasanlage

Osterhofen 30. April 2016 – Deggendorfer Zeitung

Zustimmung trotz Auswirkungen auf das Landschaftsbild – Endlager mit Rundkuppel wird knapp 18 Meter hoch

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Osterhofen. Ausführlich hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend über den Antrag der Weigl GbR für eine wesentliche Änderung der bestehenden Biogasanlage in Haardorf diskutiert. Knackpunkt sind die Höhen für das geplante Generatorengebäude und ein Endlager zur Speicherung. Im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens muss die Stadt als eine der beteiligten Fachstellen eine Stellungnahme am Landratsamt abgeben. Die Stadträte befürworteten das Vorhaben mit einer Gegenstimme von Franz-Xaver Lechner.

Ziel der Änderung ist es, die Leistungsfähigkeit der Anlage zu erhöhen und sie durch Bau eines Gasspeichers für die Anforderungen des Energiemarkts fit zu machen, erläuterte Bauamtsleiter Christian Moosbauer dem Stadtrat. Dazu ist auch ein zusätzliches Blockheizkraftwerk (BHKW) nötig. Durch die Verbesserung der Motorentechnik wird der Wirkungsgrad gesteigert, um bei gleichem Rohstoffeinsatz die Stromausbeute um zehn Prozent zu steigern. Auch eine Erhöhung des Lagervolumens sei unabdingbar, um aufgrund der ab Herbst geltenden Düngeverordnung eine neunmonatige Lagerkapazität für das vergorene Substrat zu gewährleisten.

Geändert werden sollen auch die Einsatzstoffe: Neben der bisherigen Maissilage, Ganzpflanzensilage, einem Gemisch aus Maiskörnern und variierenden Spindelanteilen, Rindergülle, Schweinegülle und Getreidekörnern sollen künftig auch Getreideschrot, Grassilage, Sudangras, Zwiebeln und Zuckerrüben eingesetzt werden können.

Während sich Bürocontainer und Generatorengebäude für BHKW und Gasnotheizung unauffällig in die bestehende Anlage einfügen, sind das geplante Endlager sowie das Substratlager die auffälligsten Änderungen. Das Endlager besteht aus einem Stahlbeton-Rundbehälter mit 25 Meter Durchmesser und einer Wandhöhe, die fünf Meter über den Boden ragt. Um einen möglichst großen Gasspeicher zu erhalten, wird eine halbkugelförmige Folienabdeckung darüber gespannt, unter der rund 3800 Kubikmeter Gas gelagert werden können. Damit ergibt sich eine sichtbare Gesamthöhe von 17,80 Metern – also fast das Doppelte der bisherigen Rundbehälter.

Das Substratlager in Form eines Fahrsilos mit vier Kammern soll ein Pultdach mit PV-Anlage erhalten. Die maximale Wandhöhe beträgt 13,7 Meter, damit Sattelzüge dort rückwärts einfahren und das Substrat abkippen können. Die höhere Seite weist zur Innenseite des Betriebs. Die Höhe, so die Firma Weigl in einer Stellungnahme, sei auch aus statischen Gründen nötig. Zudem habe das Landratsamt mündlich keine Bedenken dazu geäußert.

Zwar seien die Auswirkungen auf das Landschaftsbild „unbestritten“, sagte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, doch die Stadt habe bislang die Arbeit mit regenerativen Energien unterstützt, gerade angesichts des Ausstiegs aus der Atomenergie und der Energiewende. „Man kann nicht gegen alles sein“, führte Sedlmeier an und sprach sich für die Unterstützung des Antrags aus.

Zustimmung gab es auch seitens der CSU-Fraktion: Alfons Saller dankte der Familie Weigl für ihr weitsichtiges Denken, da sie mit der bisherigen Anlage keine Überlebenschance mehr habe. Der Stadtrat dürfe „nicht zaudern, ob es zu hoch oder zu breit wird“, sondern müsse solchen Bauvorhaben zustimmen, rief Saller auf. Zumal die Anlage nicht in der Stadt, sondern einem landwirtschaftlich geprägten Dorf entstehe. Die Erweiterung rette den Betrieb, „der zusätzlich Energie für uns alle gewinnt“.

Wer weg will von der Atomenergie, müsse regionale und nachhaltige Energienutzung ermöglichen: Auch Paul Ammer befürwortete für die Freien Wähler das Vorhaben. Und wer Auswirkungen auf die Kreuzbergkirche befürchte, dem empfahl er, in das Gotteshaus hineinzugehen. Auch Robert Kröll von der SPD signalisierte „Verständnis für die Notwendigkeit des Antrags“, da müsse man in den „sauren Apfel“ beißen. Und an die Höhe der Gebäude werde man sich bald gewöhnen.

Das sah Franz-Xaver Lechner (ödp) anders: Er setze sich seit langem für alternative Energien ein, betonte er, werde hier aber dagegen stimmen, weil es sich um „einen radikalen Eingriff ins Landschaftsbild“ handle. Zudem habe die Nutzung von Biogas keine Zukunft, da künftig mehr Nahrungsmittel benötigt würden. Lechner kritisierte, dass die Rohstoffe aus einem weiten Umkreis zur Anlage transportiert würden und wandte sich an Hans Weigl, der als Zuschauer in der Sitzung anwesend war: „Da kann ich nicht mitgehen.“

Dem widersprach Anton Mandl (FW): Es werde nicht mehr Substrat verwendet als bisher, sondern die Generatorleistung um zehn Prozent gesteigert. Die erzeugte Energie werde künftig gespeichert, bis sie benötigt werde, statt ins Ausland umgeleitet zu werden. Und die Einsatzstoffe stammten aus einem Einzugsgebiet von vier Kilometern um Haardorf: „Das ist für mich effizient, da muss ich ’Ja‘ sagen“.

Auch Mario Kaiser (Junge Liste) lobte die Energieerzeugung vor Ort anstelle überregionaler Stromtrassen. An die Änderung des Landschaftsbilds werde man sich gewöhnen. Bruni Irber (SPD) hingegen fand die Größe störend. Die von ihr geforderte Eingrünung ist laut Bauamtsleiter Moosbauer ohnehin Teil der Auflagen. Alfons Kastenmeier (CSU) lobte das Vorhaben und den Mut der Betreiber angesichts der Kosten, regte aber an, statt eines großen Silos zwei kleinere zu errichten. Das jedoch sei zu teuer, erläutert Johann Weigl auf Anfrage der OZ, da schon eine dieser Membranhauben 54 000 Euro koste.

In der Abstimmung befürworteten die Stadträte mit einer Gegenstimme das Vorhaben. Im Beschluss heißt es dazu: Der Betrieb Weigl Biogas GbR habe „die Zielformulierungen des städtischen Energiekonzepts aus 2014 verinnerlicht und kann insbesondere auch hinsichtlich seiner Abwärmenutzung (Nahwärmenetz für Nachbarn) als vorbildlich bezeichnet werden“. Der Stadtrat verkenne nicht, dass es zu Auswirkungen auf das Landschaftsbild kommen könne, halte diese aber unter Abwägung aller Umstände für vertretbar. gs