Haardorf und Mühlham

„Gegen die Gefahr geschichtlichen Verblassens“

Osterhofen 15. November 2016 – Zeitung

Volkstrauertag: Gedenkfeiern in den drei Donaugemeinden – Ansprachen mahnen zum Einsatz für den Frieden

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Aicha/Thundorf/Haardorf. Am Volkstrauertag orientieren und richten sich die Blicke und Gedanken der Menschen hauptsächlich auf Vergangenes. Vorwiegend wird die Geschichte des 20. und noch jungen 21.Jahrhunderts betrachtet und der Opfer aus dieser Zeit durch Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Auch in den Donaupfarreien wurde am Samstag und am Sonntag der Volkstrauertag mit Gedenkfeiern begangen.

In Aicha hat sich 2. Bürgermeister Thomas Etschmann beim Vorabendgottesdienst zum Volkstrauertag dem Andenken der Opfer nach einem gemeinsamen Gottesdienst mit Pfarrvikar Pater Clemens, Vereinen und der Dorfbevölkerung angenommen. Etschmann sieht die Schlacht um Verdun 1916 als Vorboten des modernen Vernichtungskrieges. Über- lebende Veteranen gibt es nicht mehr. Und diejenigen, die von den Schrecken des 2.Weltkrieges berichten können, sind weniger geworden.

Doch 65 Millionen Menschen haben ihr Leben verloren, führte Etschmann aus. Dieses unsagbare Leid und derartige Unrecht dürfe sich nicht wiederholen, es fordere dazu auf, dieses mahnende Gedenken dem Vergessen entgegenzustellen und die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Gerade die vergangenen Wochen und Monate haben laut Etschmann deutlich vor Augen geführt, dass Frieden und Versöhnung zwischen den Völkern innerhalb und außerhalb von Europa nicht selbstverständlich sind und dass die Versuchung, Konflikte mit Gewalt und Krieg zu lösen, keinesfalls überwunden ist. „In diesen Tagen und Monaten wird sich zeigen, was Europäern und Deutschen die abendländische Kultur bedeutet“, warnte der 2. Bürgermeister. Der Volkstrauertag mahne wie kein anderer Feiertag zu Menschlichkeit und Toleranz. Nur mit diesen Grundtugenden könne Frieden entstehen und bleiben.

In Thundorf zelebrierte Pfarrer Monsignore Hans Herlinger den Gedenkgottesdienst für die Gefallenen und Vermissten der Pfarrgemeinde sowie weltweiter Opfer in der Pfarrkirche. In seinen Gedanken zum Tag forderte der Geistliche auf, um all diejenigen zu trauern, die wegen ihrer Überzeugung, Religion oder Rasse verfolgt, geschunden und ermordet wurden. Gedenken widmete er den Menschen, denen unmenschliches Leid von Menschen in vielen Regionen der Erde zugefügt und immer noch zugefügt werde.

Am Mahnmal erinnerte 3. Bürgermeister Kurt Erndl an die auf dem Gedenkstein festgehaltenen Menschen des Dorfes, denen der Tod und großes Leid der Hinterbliebenen beschieden waren. „Zu Recht müssen wir uns der Opfer in Trauer erinnern und ihnen ein würdiges Gedenken widmen, denn sie haben die Heimat durch sinnloses Töten nicht wieder gesehen“, sagte Erndl. Menschlichkeit und Toleranz würden weiterhin mit Füssen getreten werden und ließen den Frieden in weite Ferne rücken, gab der Kommunalpolitiker zu bedenken und appellierte zugleich an die Vernunft der Politiker, diese menschenverachtende Gesinnungen und Verhaltensmuster abzulegen.

Den Gedenkakt für die Opfer von Krieg und Gewalt ging in Haardorf unter großer Anteilnahme von Vereinen und Dorfgemeinschaft ein Gottesdienst mit Pfarrer Monsignore Hans Herlinger auf dem Kreuzberg voraus. Er stellte die Abkehr von Hass und Gewalt heraus, die nach der Kraft und dem Mut der Menschen rufen. Stadtrat Robert Kröll ging in seinen Gedenkworten am Mahnmal der Frage nach: Was ist der Volkstrauertag heute für die Gesellschaft – als was sollten wir ihn verstehen? Seiner Ansicht nach geht es nicht darum, dass sich alle Bürger im Land schuldig für die Gräueltaten fühlen sollen, sondern dass alle Menschen wissen sollten, warum Widerstand gegen rechtes Gedankengut, Diktatoren und Kriegstreiber wieder notwendiger denn je geworden sind. „Frieden und Freiheit sind angesichts der aktuellen Gewalttaten in weite Ferne gerückt – die Demokratie in einigen Staaten ein Auslaufmodell“, warnte er. Er forderte dazu auch, jeden Tag um die Selbstverständlichkeit Demokratie und Freiheit zu kämpfen. Nur im Erkennen und Zeitnehmen von Gemeinschaftswerten könne ein christliches Leben in Freiheit gewahrt bleiben und den Kindern eine geordnete Welt hinterlassen werden.as

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