Haardorf und Mühlham

Zeugnisse einer Wallfahrt

Osterhofen 13. September 2017 – Osterhofener Zeitung

 Alois Dorfmeister erläuterte Wissenswertes über die Kreuzberg-Kirche

Haardorf. Zum „Tag des offenen Denkmals“ hat Alois Dorfmeister auf dem Kreuzberg eine Führung angeboten. In frühesten Zeiten war der Kreuzberg eine Insel im Mündungsdelta der Isar in die Donau. Haardorf bedeutet „Dorf im Sumpf“, was beim letzten Hochwasser 2013 sichtbar wurde, als das Wasser bis zu den Stufen des Kreuzberges stieg.

Zur Römerzeit gab es zwei Römerkastelle, eines auf dem jetzigen Kreuzberg und das andere am Mühlberg, was durch Münzfunde nachgewiesen ist. Der Sage nach stellte der Hl. Severin zu dieser Zeit auf dem Kreuzberg ein Kreuz auf, das später durch einen Korpus ergänzt wurde. Dieser war hohl und wurde mit einem Brett zugenagelt. Pilger nutzten den Hohlraum als Briefkasten für Gebetsanliegen oder Geldspenden.

Dieses Kreuz ist eine der ältesten Darstellungen im Bistum Passau. Erste urkundliche Erwähnung von 1146 findet man in Unterlagen des Klosters Niederalteich, in denen von einem Weinberg berichtet wird. Nach Deutung von Dr. Herbert Wurster, Direktor des Archivs des Bistums Passau, ist die Kirche ein Überbleibsel einer Schlosskapelle, die den Grafen von Hals an dieser Stelle gehörte. Um Einfluss auf die aufkommenden Wallfahrten auf den Kreuzberg nehmen zu können, stifteten Konrad von Regensburg, aber auch der Fürstbischof von Passau Ablässe.

Das Kloster von Osterhofen erhob den Kreuzberg zu einem immerwährenden Wallfahrtsort. Aus der Schweiz, Wien und Böhmen kamen Pilger. 1712 war die Wallfahrtskirche bereits dem Verfall preisgegeben. Da geschah ein Wunder: Der im Sterben liegende Abt von Osterhofen wurde wieder gesund. Aus Dankbarkeit wurde die Kirche wieder instand gesetzt. In dieser Zeit entstanden die im Altarraum platzierten Schächer links und rechts vom Kreuz. 1782/83 wurden die Sakristei und die Arkadenhalle mit Beichtstühlen errichtet. Auch der stattliche Pfarrhof auf dem Dorfanger mit einem Bischofs- und Kardinalszimmer wurde gebaut. Dies zeugt von Reichtum für ein so kleines Dorf, der durch die Pilger in den Ort gebracht wurde.

Zur 600-Jahr-Feier im Jahr 1862 sollen 38 000 Pilger nach Haardorf gekommen sein. Dies war auch möglich, da man nach Langenisarhofen mit dem Zug fahren konnte. Eine große Renovierung erfolgte von 1980 bis 1984, später wurde der Aufgang erneuert.

Eine kurze Andacht und ein Rundgang um die Kirche rundeten den interessanten Vortrag von Alois Dorfmeister ab. sr 

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