Haardorf und Mühlham

Ehrenbürgerwürde als Dank für die Hilfe

Osterhofener Zeitung 12.12.2013

Die ungarische Stadt Tiszalök zeichnete Josef Schmid aus – Hilfstransport in den Nordosten des Landes

Ehrenbürger

Von Gabi Schwarzbözl

Osterhofen. Seit Jahren liefert die Bezirksgruppe der Niederbayerischen Reservisten Hilfsgüter nach Ungarn. Auch am Nikolaus-Wochenende fuhren Bezirksvorsitzender Josef Schmid aus Haardorf und sein Helfer Edwin Hartl aus Hengersberg in die Partnerregion im Komitat Szabolcs-Satmar-Bereg im Nordosten des Landes. Die Ungarn zeigen sich erkenntlich für die Hilfe mit herzlichen Einladungen – und mit einer besonderen Auszeichnung für Schmid: Er wurde zum Ehrenbürger der Stadt Tiszalök ernannt.

Die offizielle Verleihung erfolgte bereits im August. Tiszalöks Bürgermeister Sandor Gömce überreichte Schmid dafür in einer Feierstunde zum Nationalfeiertag im Gemeindesaal die Urkunde, den dazugehörigen Stadtratsbeschluss und wertvolle Porzellantassen. Die Bedeutung dieser Ehrung wurde Schmid allerdings erst später klar, da das Wissen der Dolmetscher vor Ort für die korrekte Übersetzung nicht ausreichte, schildert er. Erst Monate später übertrug ein Bekannter die Urkunde ins Deutsche: Schmid hatte die Ehrenbürgerwürde von Tiszalök erhalten. Dies sei eine hohe Ehre gerade für einen Deutschen, sagt der Bezirksvorsitzende der Reservisten erfreut.

Sein ehrenamtliches Engagement in Ungarn erhält dadurch weiteren Ansporn, weiß er doch, dass der soziale Unterschied in dem Land sehr groß ist und viele Menschen sehr arm sind. Vergangenes Wochenende brachte Schmid Schulmöbel samt Tafel für ein Klassenzimmer nach Tiszalök in die Kosshuth Lajos Grundschule. Diesmal stammte die Einrichtung von einer Grundschule in Kehlheim. Neben Bürgermeister Gömce freuten sich Schuldirektor Cseres Csaba, Landrat und Parlamentsabgeordneter Dr. Laszlo Karaco sowie Elek Mata, Vizepräsident der regionalen MATASZ-Szabolcs, der dortigen Partner-Reservistenorganisation. Neben der Schulausstattung hatten die Niederbayern Einwegspritzen und sterile Binden für das Ärztezentrum in Tiszalök sowie Windeln für das dortige Altenheim dabei.

Eine weitere Station des Hilfstransports war diesmal die Stadt Gávavencsellö, die zehn Kilometer östlich von Tokaj direkt an der Theiss liegt. Kleidung, Spielzeug und TV-Geräte hatten die Reservisten für arme Familien der deutschen Minderheit dabei. Zudem für die dortige Feuerwehr ausgemusterte Schutzanzüge aus der Region Osterhofen, Schläuche, Strahlrohre, Helme, Atemschutzmasken mit Flaschen und Prüfeinheit. Unterstützung beim Transport erhielten Josef Schmid und Edwin Hartl diesmal von Karl Oswald aus Hengersberg und seinem Vater, die in einem zweiten Wagen die Feuerwehrausstattung nach Ungarn brachten.

Neben den Wehrmännern waren auch Bürgermeisterin Mihaly Voito und ihr Stellvertreter Tibor Sztankovics über die Ausrüstung sehr erfreut, schildert Schmid, da die freiwillige Feuerwehr dort sehr schlecht ausgestattet sei. Davon konnte sich der Bezirksvorsitzende der Reservisten überzeugen beim Blick auf das alte IFA-Fahrzeug aus der früheren DDR und ins Gerätehaus: „Bei uns wäre das selbst vor 50 Jahren nicht vorstellbar gewesen“, sagt er. Die Organisation müsse erst aufgebaut werden, da früher während des kommunistischen Regimes eine Berufsfeuerwehr mit wenigen Außenposten für einen Bezirk der Größe Niederbayerns zuständig war. Mehrere junge Leute informierten sich deshalb bei den Niederbayern, wie man sich in einer Freiwilligen Feuerwehr engagieren könne.

Ohnehin knüpft Josef Schmid immer mehr soziale Kontakte in Ungarn. Und erhält nebenbei auch Einblick in die Geschichte vor Ort, die stark mit Deutschland verknüpft ist. Diesmal schilderte ihm ein alter Mann eindrucksvoll, wie von 1951 bis 1954 das Stauwerk in Gávavencsellö von deutschen Kriegsgefangenen gebaut wurde. 1500 Arbeiter schaufelten mit der Hand das Staubecken in der Theiss aus. Und so manche Kriegsbegebenheiten bekam Schmid zu hören, darunter auch Geschichten großer Menschlichkeit unter Kriegsgegnern.