Osterhofen 30. April 2016 – Deggendorfer Zeitung
Zustimmung trotz Auswirkungen auf das Landschaftsbild – Endlager mit Rundkuppel wird knapp 18 Meter hoch
Osterhofen. Ausführlich hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend über den Antrag der Weigl GbR für eine wesentliche Änderung der bestehenden Biogasanlage in Haardorf diskutiert. Knackpunkt sind die Höhen für das geplante Generatorengebäude und ein Endlager zur Speicherung. Im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens muss die Stadt als eine der beteiligten Fachstellen eine Stellungnahme am Landratsamt abgeben. Die Stadträte befürworteten das Vorhaben mit einer Gegenstimme von Franz-Xaver Lechner.
Ziel der Änderung ist es, die Leistungsfähigkeit der Anlage zu erhöhen und sie durch Bau eines Gasspeichers für die Anforderungen des Energiemarkts fit zu machen, erläuterte Bauamtsleiter Christian Moosbauer dem Stadtrat. Dazu ist auch ein zusätzliches Blockheizkraftwerk (BHKW) nötig. Durch die Verbesserung der Motorentechnik wird der Wirkungsgrad gesteigert, um bei gleichem Rohstoffeinsatz die Stromausbeute um zehn Prozent zu steigern. Auch eine Erhöhung des Lagervolumens sei unabdingbar, um aufgrund der ab Herbst geltenden Düngeverordnung eine neunmonatige Lagerkapazität für das vergorene Substrat zu gewährleisten.
Geändert werden sollen auch die Einsatzstoffe: Neben der bisherigen Maissilage, Ganzpflanzensilage, einem Gemisch aus Maiskörnern und variierenden Spindelanteilen, Rindergülle, Schweinegülle und Getreidekörnern sollen künftig auch Getreideschrot, Grassilage, Sudangras, Zwiebeln und Zuckerrüben eingesetzt werden können.
Während sich Bürocontainer und Generatorengebäude für BHKW und Gasnotheizung unauffällig in die bestehende Anlage einfügen, sind das geplante Endlager sowie das Substratlager die auffälligsten Änderungen. Das Endlager besteht aus einem Stahlbeton-Rundbehälter mit 25 Meter Durchmesser und einer Wandhöhe, die fünf Meter über den Boden ragt. Um einen möglichst großen Gasspeicher zu erhalten, wird eine halbkugelförmige Folienabdeckung darüber gespannt, unter der rund 3800 Kubikmeter Gas gelagert werden können. Damit ergibt sich eine sichtbare Gesamthöhe von 17,80 Metern – also fast das Doppelte der bisherigen Rundbehälter.
Das Substratlager in Form eines Fahrsilos mit vier Kammern soll ein Pultdach mit PV-Anlage erhalten. Die maximale Wandhöhe beträgt 13,7 Meter, damit Sattelzüge dort rückwärts einfahren und das Substrat abkippen können. Die höhere Seite weist zur Innenseite des Betriebs. Die Höhe, so die Firma Weigl in einer Stellungnahme, sei auch aus statischen Gründen nötig. Zudem habe das Landratsamt mündlich keine Bedenken dazu geäußert.
Zwar seien die Auswirkungen auf das Landschaftsbild „unbestritten“, sagte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, doch die Stadt habe bislang die Arbeit mit regenerativen Energien unterstützt, gerade angesichts des Ausstiegs aus der Atomenergie und der Energiewende. „Man kann nicht gegen alles sein“, führte Sedlmeier an und sprach sich für die Unterstützung des Antrags aus.
Zustimmung gab es auch seitens der CSU-Fraktion: Alfons Saller dankte der Familie Weigl für ihr weitsichtiges Denken, da sie mit der bisherigen Anlage keine Überlebenschance mehr habe. Der Stadtrat dürfe „nicht zaudern, ob es zu hoch oder zu breit wird“, sondern müsse solchen Bauvorhaben zustimmen, rief Saller auf. Zumal die Anlage nicht in der Stadt, sondern einem landwirtschaftlich geprägten Dorf entstehe. Die Erweiterung rette den Betrieb, „der zusätzlich Energie für uns alle gewinnt“.
Wer weg will von der Atomenergie, müsse regionale und nachhaltige Energienutzung ermöglichen: Auch Paul Ammer befürwortete für die Freien Wähler das Vorhaben. Und wer Auswirkungen auf die Kreuzbergkirche befürchte, dem empfahl er, in das Gotteshaus hineinzugehen. Auch Robert Kröll von der SPD signalisierte „Verständnis für die Notwendigkeit des Antrags“, da müsse man in den „sauren Apfel“ beißen. Und an die Höhe der Gebäude werde man sich bald gewöhnen.
Das sah Franz-Xaver Lechner (ödp) anders: Er setze sich seit langem für alternative Energien ein, betonte er, werde hier aber dagegen stimmen, weil es sich um „einen radikalen Eingriff ins Landschaftsbild“ handle. Zudem habe die Nutzung von Biogas keine Zukunft, da künftig mehr Nahrungsmittel benötigt würden. Lechner kritisierte, dass die Rohstoffe aus einem weiten Umkreis zur Anlage transportiert würden und wandte sich an Hans Weigl, der als Zuschauer in der Sitzung anwesend war: „Da kann ich nicht mitgehen.“
Dem widersprach Anton Mandl (FW): Es werde nicht mehr Substrat verwendet als bisher, sondern die Generatorleistung um zehn Prozent gesteigert. Die erzeugte Energie werde künftig gespeichert, bis sie benötigt werde, statt ins Ausland umgeleitet zu werden. Und die Einsatzstoffe stammten aus einem Einzugsgebiet von vier Kilometern um Haardorf: „Das ist für mich effizient, da muss ich ’Ja‘ sagen“.
Auch Mario Kaiser (Junge Liste) lobte die Energieerzeugung vor Ort anstelle überregionaler Stromtrassen. An die Änderung des Landschaftsbilds werde man sich gewöhnen. Bruni Irber (SPD) hingegen fand die Größe störend. Die von ihr geforderte Eingrünung ist laut Bauamtsleiter Moosbauer ohnehin Teil der Auflagen. Alfons Kastenmeier (CSU) lobte das Vorhaben und den Mut der Betreiber angesichts der Kosten, regte aber an, statt eines großen Silos zwei kleinere zu errichten. Das jedoch sei zu teuer, erläutert Johann Weigl auf Anfrage der OZ, da schon eine dieser Membranhauben 54 000 Euro koste.
In der Abstimmung befürworteten die Stadträte mit einer Gegenstimme das Vorhaben. Im Beschluss heißt es dazu: Der Betrieb Weigl Biogas GbR habe „die Zielformulierungen des städtischen Energiekonzepts aus 2014 verinnerlicht und kann insbesondere auch hinsichtlich seiner Abwärmenutzung (Nahwärmenetz für Nachbarn) als vorbildlich bezeichnet werden“. Der Stadtrat verkenne nicht, dass es zu Auswirkungen auf das Landschaftsbild kommen könne, halte diese aber unter Abwägung aller Umstände für vertretbar. gs