Haardorf und Mühlham

Impressionen einer Pilgerfahrt

Quelle: Mediengruppe Attenkofer, Ausgabe Donau-Anzeiger vom Freitag, 31.10.2025. Autor Rolf Schwinger

Pfarrer Altmannsperger berichtet in Haardorf über die Reise nach Mazedonien und Kreta

Haardorf. (rs) Großes Interesse herrschte im Gasthaus Knöckl, als sich die Mitglieder der Frauengemeinschaft (FG) Haardorf nach dem Oktoberrosenkranz zusammen mit vielen Dorfbewohnern zum Lichtbildervortrag von Domkapitular Pfarrer Christian Altmannsperger trafen. In eindrucksvollen Bildern und persönlichen Erzählungen berichtete er von seiner außergewöhnlichen Reise, die ihn gemeinsam mit Pfarrer Emanuel Hartmann nach Mazedonien und Kreta führte – eine spirituelle und zugleich geschichtlich faszinierende Entdeckungsreise. Mit dem Flugzeug ging es zunächst in die nordgriechische Hauptstadt Thessaloniki und deren Umgebung. Die rund 320.000-Einwohner-Stadt zeigt noch heute deutliche türkische und hellenistische Einflüsse, vor allem in den zahlreichen orthodoxen Kirchen, deren prächtige Ikonostasen den Altarraum von den Gläubigen trennen. Höhepunkt des Aufenthalts war der Besuch der Hauptkirche „Hagios Demetrios“, einer fünfschiffigen Basilika – der größten Kirche Griechenlands. Ebenso beeindruckend war die Ausgrabungsstätte des antiken Philippi bei der heutigen Stadt Krinides. Hier, so erinnerte Pfarrer Altmannsperger, schrieb der Apostel Paulus seinen Brief an die Gemeinde und wurde zeitweise auch inhaftiert. Auch die heilige Lydia, die erste Christin Europas, soll hier getauft worden sein.

Zum Berg Athos

Ein besonderes Ziel der Reise war die Mönchsrepublik Athos, deren Besuch Pfarrer Hartmann bis ins Detail organisiert hatte. Am Steuer des Mietwagens saß Pfarrer Altmannsperger selbst. Erste Station war der Küstenort Ouranoupolis, wo im Pilgerbüro das sogenannte Diamonitirion – eine Art Visum für drei Übernachtungen – abgeholt wurde. Mit dem Schiff setzten die beiden Geistlichen zur Halbinsel Agion Oros über, dem Heiligen Berg der orthodoxen Welt. Der Athos, der als „Garten Marias“ verehrt wird, ist der östlichste Teil der Halbinsel Chalkidiki und gilt als semiautonome Mönchsrepublik. Hier leben rund 2.300 Mönche in 20 Hauptklöstern – darunter serbisch-, bulgarisch- und russisch-orthodoxe Klöster, die von ihren Herkunftsländern großzügig unterstützt werden. Im russischen Kloster Panteleimonos soll sogar Wladimir Putin bereits übernachtet haben. Frauen bleibt der Zutritt zur gesamten Halbinsel traditionell verwehrt – „das gilt sogar für weibliche Tiere“, so Altmannsperger schmunzelnd. Nur Katzen sind erlaubt, um die Mäuse in Schach zu halten.

In den Klöstern, die Teil des UNESCO-Welterbes sind, wird streng nach alten Regeln gelebt. Zwei Gottesdienste täglich, einfache vegetarische Mahlzeiten und Selbstversorgung mit Produkten aus eigenem Anbau bestimmen den Alltag. „Die Mönche handeln mit Olivenöl und Wein und leben in beeindruckender Schlichtheit“, erzählte der Geistliche. Besonders berührend sei der Anblick der Reliquien gewesen – etwa ein Nagel vom Kreuz Christi, ein Stück des Mantels Marias und ein Arm der heiligen Maria Magdalena. Die Fußwege zwischen den Klöstern hätten sich jedoch als deutlich anstrengender erwiesen als gedacht: „Bergauf, bergab – wir haben die Entfernungen unterschätzt“, gestand Altmannsperger mit einem Lächeln. Für vertiefende Einblicke in den byzantinischen Ritus und das orthodoxe Klosterleben sorgte Frater Symeon-Maria aus dem Kloster Niederalteich, der den Vortrag mit interessanten Ergänzungen bereicherte.

Insel der Vielfalt

Den zweiten Teil ihrer Reise verbrachten die beiden Pfarrer auf Kreta. Dort stand zunächst der Besuch des legendären Palastes von Knossos auf dem Programm – einem Ort, an dem schon 500 vor Christus keine Todesstrafe mehr existierte und Frauen eine gesicherte gesellschaftliche Stellung hatten.

Erst seit 1971 ist Heraklion die Hauptstadt Kretas, zuvor war es Chania. Überall auf der Insel sind Spuren der wechselvollen Geschichte zu sehen: von den Minoern über Sarazenen, Osmanen, Römer, Byzantiner bis hin zu den Venezianern. Muslimische Minarette zeugen ebenso davon wie die katholische Kirche St. Johannes der Täufer in Heraklion. Auch die Städte Rethymno und Agios Nikolaos besuchten die Reisenden. Zahlreiche Fotos machten die Erlebnisse lebendig, dazu brachte Pfarrer Altmannsperger auch Anschauungsmaterial mit – etwa Gebetsschnüre und Weihrauchproben, die neugierig beschnuppert werden durften. Zum Abschluss des Abends dankte Claudia Unverdorben, Sprecherin der Frauengemeinschaft Haardorf, Pfarrer Altmannsperger herzlich für den faszinierenden Vortrag und die tiefen Einblicke in Geschichte, Glaube und Kultur des orthodoxen Christentums. Als kleines Dankeschön wurden ihm und den Anwesenden griechische Spezialitäten serviert – ein passender Ausklang nach einer Reise durch ein Land voller Spiritualität, Geschichte und Herzlichkeit.

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