Osterhofen 14. Oktober 2015 – Osterhofener Zeitung
Infoabend zum Hochwasserschutz im Polder Aicha – Neueste Planungen nehmen viele Forderungen der Bevölkerung auf
Osterhofen/Moos. Zufriedenheit hat am Montag beim Infoabend in der Stadthalle geherrscht: Fachleute des Wasserwirtschaftsamts Deggendorf sowie der Rhein-Main-Donau AG (RMD) erläuterten die aktuellen Planungen für den Hochwasserschutz im Bereich Moos, Thundorf-Aicha sowie Haardorf. Und die entsprechen mit den jüngsten Neuerungen weitgehend den Forderungen aus der Bevölkerung. Entsprechend kurz und sachlich blieb die Diskussion.
Zeitlich gliedern sich die Arbeiten im Raum Isarmündung bis Haardorf in drei Bereiche, führte Dr. Markus Schmauz, technischer Geschäftsführer der Rhein-Main-Donau AG (RMD) aus: Der Hochwasserschutz Stögermühlbach wird ein erster großer Baustein mit voraussichtlichem Baubeginn Ende 2017. Für 2018 ist der Baubeginn am Hochwasserschutz Thundorf-Aicha vorgesehen. Diese beiden Abschnitte werden in vorgezogenen Verfahren beim Landratsamt Deggendorf beantragt, während die Deichrückverlegungen zwischen Aicha und Thundorf, an der Mühlhamer Schleife sowie von Ruckasing bis Endlau im großen Planfeststellungsverfahren erfolgen, Baubeginn soll dann 2019 sein.
Die Details zu den Planungen im Bereich des Stögermühlbachs erläuterte
Wolf-Dieter Rogowsky, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts Deggendorf. Dafür wurden mehrere Varianten überprüft und mit den Grundstückseigentümern ein Kompromiss gefunden. Vom Isardeich bis zum Ko verläuft der Deich fast entlang des Bachs mit Einbeziehung des Schutzes für einige Anwesen. Die Aufträge für das neu vorgesehene Schöpfwerk nahe der Ko-Brücke, für Deich und Umweltplanung sind vergeben, seit Montag sind Bagger für Bodenuntersuchungen im Einsatz. Unterhalb der Ko-Brücke führt der Deich zunächst entlang der Straße und südlich davon über Grundstücke in RMD-Besitz bis zum Donaudeich. Den Baubeginn Ende 2017/Anfang 2018 bezeichnete Rogowsky als „ehrgeiziges Ziel“, Die Bauzeit betrage mindestens zwei Jahre.
Im Anschluss erfolgt der Hochwasserschutz Thundorf-Aicha: Auf 3120 Metern wird der Deich entlang des Staatshaufens um einen Meter erhöht und landseitig verbreitert, die dahinter liegende Straße wird als Deichverteidigungsweg neu gebaut. Dies führte Rudolf Sonnleitner, Abteilungsleiter Projektentwicklung bei RMD, für die Zuhörer aus. Auf 750 Meter Länge wird dort, wo kein Platz für Verbreiterungen ist, eine Mauer aufgesetzt.
Noch nicht abgeschlossen sind die Planungen in Sachen Schöpfwerk Thundorf: Nötig ist eine Schöpfleistung von 6,6 Kubikmetern pro Sekunde. Das bestehende Schöpfwerk schafft nur 4,9 m3/s, steht aber unter Denkmalschutz. Deshalb soll eventuell zusätzlich ein neues Schöpfwerk für den Kugelstätter Graben errichtet werden.
Im Anschluss ist eine Flutmulde geplant, um an der Donau-Engstelle Thundorf – Niederalteich mehr Raum zu schaffen. Eine Deichrückverlegung ist nicht möglich, weshalb auf den Wiesen eine 1,5 Meter starke Vertiefung des Vorlands erfolgen soll.
Zwischen Thundorf und Aicha ist die Deichrückverlegung vorgesehen, die jedoch über das große Verfahren läuft und deshalb erst ab 2019 realisiert wird. Dort soll über 2700 Meter ein neuer Deich gebaut und der bestehende beseitigt werden. Geändert wurde die bisher geplante Trasse Richtung Aicha: Der Deichbogen wird nun aufgeweitet, um weiter weg von der Ortschaft zu führen. Noch diskutiert wird, ob dort nicht doch ein Sommerdeich bleiben, also der bestehende Deich erhalten und dahinter in zweiter Linie ein höherer Deich errichtet werden könnte. Dr. Markus Schmauz sieht das als „nicht unproblematisch“ und „sehr aufwändig“, da auch der zweite Deich eine Binnenentwässerung benötigt. Aber aufgrund der hartnäckigen Nachfragen aus der Bevölkerung werde dies durchgerechnet. Eine sinnvolle Höhe für den bestehenden Deich müsse noch berechnet werden, er würde jedoch niedriger als bisher und unter HQ25 liegen, so Schmauz: Ob es einen Sommerdeich gibt, werde „umfassend geprüft, aber mit offenem Ausgang“.
Für den Hochwasserschutz Aicha ist der bestehende Deich schon gespundet, er wird erhöht und landseitig verbreitert. Anschließend läuft eine Mauer bis zum Ende der Ortschaft. Neu ist die Deichrückverlegung bis Haardorf, für die auch Straße und Leitungen zurück verlegt werden, führte Sonnleitner aus.
Da auch das Schöpfwerk Aicha (3,2 m3/s) unter Denkmalschutz steht und nicht erweiterbar ist, soll oberhalb ein zweites Schöpfwerk gebaut werden, um insgesamt die nötige Leistung von 4,7 m3/s zu erreichen.
( rot Baubeginn ca. 2018 // grün Baubeginn ca 2019 ) angedacht !!!!
Etwas schwieriger ist die Situation in Haardorf, da dort die Donau in den Mühlbach zurückstaut. Geplant sind ein 170 Meter langer Deichbau, im Anschluss eine Mauer sowie ein neues Schöpfwerk mit Siel. Galt bislang die Devise, dass Keller nicht schützenswert sind – was mit den Anwohnern viel diskutiert worden ist –, so erscheint den Fachleuten nun der frühere Pumpbeginn „vertretbar“. Ab einem fünfjährlichen Hochwasser (HQ5) sollen die Pumpen einsetzen – bis dahin sei noch kein Keller überflutet, stellte Sonnleitner fest. Der am tiefsten liegende Keller habe somit einen Schutzgrad von HQ25, alle höher liegenden Keller und die Wohnräume erhalten HQ100.
Entsprechend gab es zu Diskussionsbeginn gleich mal ein Lob von Hans Weigl aus Haardorf: „Das schaut gar nicht mal so schlecht aus“, sagte er zu den vorgestellten Planungen, mahnte jedoch den Zeitdruck für Haardorf an. Doch das Schöpfwerk wird, obwohl die Ortschaft bislang ungeschützt ist, erst im Zuge des großen Verfahrens gebaut. Auch Dr. Markus Fischer, Projektleiter der RMD, gab ehrlich zu: Das Schöpfwerk Haardorf sei „nichts, was an erster Stelle steht“.
Günther Zauner aus Mühlham erinnerte daran, dass das Wasser von unterhalb des „Mühlhamer Kellers“ in die Ortschaft laufe. Doch diese liegt laut Sonnleitner auf HQ100, der Objektschutz müsse mit Sandsäcken erfolgen, „Bauliches würde mehr kaputt machen.“
Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, die die Diskussion geleitet hatte, stellte abschließend zufrieden fest: „Die Bedenken und Einwände der Bevölkerung sind aufgenommen worden.“ Sie hofft, dass alle Planungen möglichst bald realisiert werden können, damit in den Orten wieder gebaut werden darf und „die jungen Leute wieder planen können.“ Dass ihre Forderungen umgesetzt werden, war auch das einhellige Resümee vieler Zuhörer bei den anschließenden Gesprächen im kleinen Kreis – einzig Haardorf sei noch ein Wermutstropfen. gs