Haardorf und Mühlham

Kein Name soll vergessen sein

Osterhofen 17. November 2015 – Osterhofener Zeitung

Was ist uns die Kultur mit ihren Werten tatsächlich wert? Gedenkfeiern zum Volkstrauertag in den Donaugemeinden

Volkstrauer 2015

Haardorf/Thundorf/Aicha. Der Volkstrauertag ist ein wichtiger Bestandteil der Gedenkkultur. Er steht gegen das Vergessen millionenfachen Leides zweier Weltkriege und deutscher, Frieden sichernder Auslandeinsätze, die den Lebenden zur Mahnung und den Toten zur Ehre werden. die Pfarrgemeinden Haardorf, Thundorf und Aicha gedachten des so gewaltsam verkürzten Lebens in Feierstunden an den Denkmälern.

Durch Kriege und Terror werden die Menschen an die Grenzen ihres Seins geführt, die sich in Ursachen Menschen vernichtender Gräueltaten ausdrücken und zur Flucht aus der Heimat bewegen, sagte Pater Thomas Wagner zu Beginn des Gedenkgottesdienstes von KSV und Reservistenkameradschaft in Haardorf. Kein Opfer dürfe vergessen werden, weder aus den Weltkriegen, noch aus der jüngsten Geschichte, ganz aktuell in Paris.

Auch Stadtrat Robert Kröll ging bei seiner Ansprache zum Gedenken auf die aktuelle politische Weltsituation ein, angefangen mit den tödlichen Anschlägen in Paris, über den Bürgerkrieg in Syrien, die Taliban in Afghanistan, den Irak und den Islamischen Staat mit seinem menschenverachtenden Feldzug gegen Andersgläubige. Er erkannte daraus die Flüchtlingsströme Richtung Europa und Deutschland. Kröll sah es als schwierig an, am Volkstrauergedenken über die beiden vorhergegangenen Weltkriege und deren menschliche Schicksale zu erinnern, wenn die jüngsten Ereignisse im Grunde die gleichen Bilder des Todes zeigten. Terror, Gewalt, Verfolgung, Flucht und Tod seien nicht Vergangenheit, sondern reale Gegenwart, konstatierte er und sah die Menschen vom Frieden weit entfernt.

Es bedürfe eines gemeinsamen Handelns, einer gemeinsamen Strategie und Vorgehensweise der Mächtigen der Welt, um die politische Lage einigermaßen einer Lösung zuzuführen. Damit würde sich die Menschheit selber beweisen und der Hoffnung auf Frieden neue Nahrung geben, sagte Kröll.

Stärke holen im Glauben und zum Helfen bereit sein, das sind die Tugenden und Prüfungen der Christen, hob Pfarrer Monsignore Hans Herlinger anlässlich des Gedenkgottesdienstes in der Pfarrkirche Thundorf hervor. Zweiter Bürgermeister Thomas Etschmann sprach die Befreiung Deutschlands vor 70 Jahren vom Nationalsozialismus durch die Alliierten an, das damals dem Sterben auf den Schlachtfeldern ein Ende setzte. Das Gedenken der Opfer sei ein wesentlicher Bestandteil der Erinnerungskultur, führte er aus, das auf das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte verweise und das Geschehene im Gedächtnis nicht vergessen, sondern haften lasse.

Die vergangenen Wochen und Monate hätten deutlich vor Augen geführt, dass Frieden und Versöhnung zwischen den Völkern innerhalb und außerhalb Europas nicht selbstverständlich seien, sondern Konfliktlösungen oft mit Gewalt und Terror erzwungen werden, folgerte der Bürgermeister. Jüngstes Beispiel sei Paris, wo Hass und Gewalt vielen unschuldigen Menschen den Tod brachten. Den Hilfesuchenden das Recht auf eine neue Heimat einzuräumen, das müsste den Deutschen nach den Geschehnissen der Weltkriege ein Bedürfnis sein.

„Gedenken wir der Opfer aus den Weltkriegen und der im Einsatz getöteten deutschen Soldaten und Soldatinnen, die in Ausübung ihrer Pflicht den Tod fanden“: Mit diesen Worten eröffnete Pfarrer Monsignore Hans Herlinger in Aicha die Gedenkfeier des Krieger, Soldaten- und Reservistenvereins. 3. Bürgermeister Kurt Erndl sah im Gedenken einen wichtigen Akt des Erinnerns. Die Ausmaße des Sterbens seien erst nach Kriegsende deutlich geworden, denn hinter jedem Opfer stand ein anderes Schicksal, bemerkte Erndl. Das ehrenvolle Gedenken sei Pflicht der Lebenden, aber auch Mahnung gegenüber den im Feld Gebliebenen. „In diesen Tagen und Wochen wird sich zeigen müssen, was uns Europäern und Deutschen die Kultur mit ihren Werten tatsächlich wert ist“, sagte Erndl. Der Volkstrauertag mahne wie kein anderer zu Menschlichkeit, Toleranz und Freiheit. Nur aus diesen Tugenden könnten Frieden und Gerechtigkeit entstehen.

Die Feierlichkeiten in den Ortschaften begleiteten Ehrenwachen der Reservistenkameradschaften und Salutböller. Politische Vertreter der Gemeinde stellten an den Kriegerdenkmälern Blumenarrangements ab. as