Haardorf und Mühlham

Eins der äl­tes­ten Kreu­ze

DONAU-ANZEIGER            Donnerstag, 14. September 2017

Füh­rung durch die Kreuz­berg­kir­che am „Tag des of­fe­nen Denk­mals“

Rundgang mit Alois Dorfmeister (l.) auf dem Kreuzberg. (Foto: Schwinger)

 

Haardorf. (rs) Im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals“ im Landkreis Deggendorf fand auf dem Kreuzberg durch Alois Dorfmeister eine Führung für Interessierte statt. In frühesten Zeiten war der Kreuzberg eine Insel im Mündungsdelta der Isar in die Donau. Haardorf bedeutet „Dorf im Sumpf“, was beim letzten Hochwasser 2013 sichtbar wurde, als das Wasser bis zu den Stufen des Kreuzberges stieg. Zur Römerzeit gab es zwei Römerkastelle, eines auf dem jetzigen Kreuzberg und das andere am Mühlberg, was durch Münzfunde nachgewiesen ist. Der Sage nach stellte der Hl. Severin zu dieser Zeit auf dem Kreuzberg ein Kreuz auf, das später durch einen Korpus ergänzt wurde. Dieser war hohl und wurde mit einem Brett zugenagelt. Von den Pilgern wurde der Hohlraum als sogenannter Briefkasten für Gebetsanliegen oder Geldspenden verwendet. Dieses Kreuz ist eine der ältesten Darstellungen im Bistum Passau. Erste urkundliche Erwähnung von 1146 findet man in Unterlagen des Klosters Niederalteich, in denen von einem Weinberg berichtet wird. Nach Deutung von Dr. Herbert Wurster ist die Kirche ein Überbleibsel einer Schlosskapelle, die den Grafen von Hals an dieser Stelle gehörte. Um Einfluss auf die aufkommenden Wallfahrten auf den Kreuzberg nehmen zu können, wurden von Konrad von Regensburg, aber auch vom Fürstbischof von Passau Ablässe gestiftet. Das Kloster von Osterhofen erhob den Kreuzberg zu einem immerwährenden Wallfahrtsort. Aus der Schweiz, Wien und Böhmen kamen Pilger. Im 30-jährigen Krieg wurde die Kirche von den Schweden verschont. 1712 war die Wallfahrtskirche bereits dem Verfall preisgegeben. Da geschah ein Wunder: Der im Sterben liegende Abt von Osterhofen wurde wieder gesund. Aus Dankbarkeit wurde die Kirche wieder instand gesetzt. In dieser Zeit entstanden die im Altarraum platzierten Schächer links und rechts vom Kreuz. 1782/83 wurden die Sakristei und die Arkadenhalle mit Beichtstühlen errichtet. Auch der stattliche Pfarrhof auf dem Dorfanger mit einem Bischofs- und Kardinalszimmer wurde gebaut. Dies zeugt von Reichtum für ein so kleines Dorf, der durch die Pilger in den Ort gebracht wurde. Zur 600-Jahr-Feier im Jahre 1862 sollen 38 000 Pilger nach Haardorf gekommen sein. Dies war auch möglich, da man nach Langenisarhofen mit dem Zug fahren konnte. Die letzte große Renovierung war von 1980 bis 1984, später wurde noch der Aufgang erneuert. Heute kommen noch vereinzelt Pilgergruppen wie aus Isarhofen oder bei der Dekanatswallfahrt zur Kreuzbergkirche. Eine kurze Andacht und ein Rundgang um die Kirche rundeten den fundierten, interessanten Vortrag von Alois Dorfmeister ab.

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