Osterhofen und Umgebung 19 – OSTERHOFENER ANZEIGER – Dienstag, 20. August 2019
Kräuterbuschen galten traditionell auch als hilfreiche Winterapotheke
Im Nu waren die Kräuterbuschen von den Mitgliedern des Frauenbundes an die Gottesdienstbesucher verkauft. Foto: Schwinger
Haardorf. (rs) Den volkstümlichen Brauch des Kräuterbuschenbindens zum Hochfest Maria Himmelfahrt, den es seit dem neunten Jahrhundert in der römisch-katholischen Kirche gibt, pflegen die Frauen des Frauenbundes alljährlich. Tags zuvor sammelten sie Kräuter und Blumen in Hausgärten und auf umliegenden Wiesen und Feldern. Man sammelte Königskerze, Johanniskraut, Pfefferminze, Liebstöckl, Rainfarn, Thymian, Sonnenblume, Eibisch, Stechapfel, Ringelblume, Goldrute und vieles mehr. Als Symbol für Maria werden häufig auch Rosen und Getreideähren in die Kräuterbuschen hinein gebunden. Sieben, neun, zwölf, 24 oder 99 verschiedene Kräuter gehören in einen Buschen, wobei die Zahl sieben für die Schöpfungstage und zwölf für die Apostel beziehungsweise die Stämme Israels steht. Die verschiedenen Kräuter ergeben einen farbenprächtigen, würzig duftenden Strauch. Theoretisch sind diese Buschen eine Art Winterapotheke. Die Blütenpflanzen helfen gegen Grippe, Rheuma, Verdauungsproblemen, sie beruhigen und stehen für Liebe und Harmonie. Am Abend vor dem Fest traf man sich dann bei Maria Oberleitner um die Buschen zu binden.
Pfarrvikar Pater Kuriakose ging in der Predigt auf die Heilkraft der Kräuter ein und stellte einen Bezug zur Gottesmutter Maria her. „Maria wird oftmals angerufen als Blume im Garten Gottes. Sie ist eine geheimnisvolle Rose, oftmals eine Rose ohne Dornen“, so Kuriakose. „Heilkräuter reifen im Garten der Schöpfung. Die gesamte Schöpfung hat einen Bauplan Gottes, der zum Heil hinführt. Das Heil von Gott betrifft nicht nur die Seele, sondern den gesamten Körper. Die Kräuter können uns nicht unsterblich machen und es gibt kein Kraut gegen das Altern und für die ewige Jugend. Doch sie versprechen eine Linderung und Besserung bei verschiedenen Krankheiten“. Anschließend segnete Pater Kuriakose die wunderschönen Kräuterbuschen und besprengte diese mit Weihwasser. Nach dem Gottesdienst waren schnell die Kräuterbuschen an die Gottesdienstbesucher verkauft. Sie werden zuhause an einem luftigen Ort getrocknet und dann im Haus im Herrgottswinkel oder wie früher im Stall aufgehängt. Um vor Blitz und Unglück zu schützen, war es Brauch, getrocknete Pflanzenteile bei Unwetter oder Stürmen im Feuer zu verbrennen.