Haardorf und Mühlham

Landwirte fordern mehr Sicherheit für Zukunft

PNP Osterhofener Zeitung 27.05.2023

Bezirksversammlung der ELF – Stefan Weigl schildert geplante Umstellungen im Familienbetrieb

Haardorf. Die Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ELF) des Bezirkes Niederbayern der CSU hat sich zu einer Informationsveranstaltung mit Gesprächsrunde auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Johann und Stefan Weigl. Zunächst informierte Landwirtschaftsmeister Stefan Weigl über den Familienbetrieb, der Viehwirtschaft, Felder und eine Biogasanlage betreibt. Und über die Umstellung in der Landwirtschaft: Zum letzten Mal wurden Fresser aufgestellt, in etwa zwei Jahren werden die letzten Bullen verkauft. „Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen, aber der Verwaltungsaufwand ist immens“, schildert Weigl. Auch der letzte Bullenbetrieb in Mühlham wird damit aufhören. Die Familie wird sich zunehmend auf den Betrieb der Biogasanlage konzentrieren, die seit 2005 besteht. An das bestehende Wärmenetz, das seit 2009 aufgebaut wurde, sind inzwischen 101 Gebäude angeschlossen. Leitungsbau und Anschlüsse wurden größtenteils in Eigenregie bewerkstelligt und somit etwa 30 Prozent der Investitionskosten eingespart. Weiter wird eine Trocknungsanlage für Scheitholz und Kräuter betrieben. Das Trocknen von Kirschkernen und Hagebutten läuft in einem Versuchsstadium. Durch das Düngeverbot in den „Roten Gebieten“ mussten immer mehr und größere Güllegruben gebaut werden. Gülle aus Biogasanlagen sei nicht geruchsbelästigend. Sie werde durch die sogenannte Schlittschuhtechnik ausgebracht, beschreibt Stefan Weigl. Die Pflanze könne den Stickstoff sofort aufnehmen. Rinder- und Schweinegülle aus dem Bayerischen Wald werde fast täglich angeliefert. Stefan und Johann Weigl legen großen Wert darauf, dass die Landwirte für ihren Körnermais marktorientiert bezahlt werden. Betriebskontrollen und geforderte Gutachten seien immer sehr kostenintensiv. Auflagen und Vorschriften werden immer mehr: Landrat Bernd Sibler bot an, mit den Behörden das Gespräch zu suchen. Durch vernünftigen Umgang miteinander sei es oft leichter, eine für alle akzeptable Lösung zu finden. Als stellvertretender Vorsitzender des Agrarausschusses des Bayerischen Landtages informierte MdL Martin Schöffel über Sorgen und Probleme der Landwirtschaft und der Bevölkerung. „Ein Landwirt will nicht den ganzen Tag im Büro sitzen, sondern die Praxis muss wieder mehr Einzug halten“, sagte Schöffel. Damit wies er auf ausufernde Kontrollen und Vorschriften hin, die oft übertrieben seien. Es müsse zu Vereinfachungen kommen, die von Brüssel und Berlin durch Gesetze und Ausführungsvorschriften vorgegeben werden. Es sei nicht vernünftig, 20 Prozent weniger landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen, aber diese dann durch Importe wieder einzuführen. Zu viele Landwirte geben die Viehhaltung auf, beklagte der Abgeordnete: Aber niemand frage, wie die Tierhaltung in anderen Ländern aussieht. Die Landwirtschaft sei für Artenvielfalt, aber es müsse ein fairer Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessengruppen erfolgen. Er führte an, niemand verstehe das Verbot von Gas und Öl und von Holz für Heizungsanlagen: Wichtiger und vernünftiger sei es, Anreize für den Klimaschutz zu schaffen. Die Tierhaltung werde von einigen Gruppen zu Unrecht an den Pranger gestellt, dabei kä- men Wissenschaftler oft zu anderen Berechnungen. Biomasse könne nur über die Tierhaltung sinnvoll verwertet werden. In der anschließenden Diskussion, die meist sachlich und informativ geführt wurde, kam oft zum Ausdruck, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinander gingen. So mussten Ställe wegen des Tierwohls umgebaut werden. Aber noch vor Fertigstellung gebe es schon wieder neue Vorschriften. Gefordert wurde insbesondere eine Planungs- und Zukunftssicherheit, die für mehrere Jahre gelten müsse. Bezirksbäuerin Claudia Erndl forderte die Einführung eines neuen Schulfaches, in denen die Schüler Alltagskompetenzen erfahren. Eine Projektwoche auf einem landwirtschaftlichen Betrieb greife hier zu wenig und der Besuch von Ferienprogrammen beruhe auf freiwilliger Basis. Die Mandatsträger versprachen, die angesprochene Probleme und Wünsche mitzunehmen und in den Ausschüssen und Gremien vorzutragen. Zu Beginn der Veranstaltung hatte ELF-Bezirksvorsitzende Cornelia Wasner-Sommer die Mitglieder des Bayerischen Landtages Martin Schöffel, Petra Högl und Hans Ritt begrüßt. Ein weiteres „Grüß Gott“ galt Landrat Bernd Sibler, dem örtlichen ELFKreisvorsitzenden Alfons Saller, Kreisobmann Michael Klampf, Niederbayerns Bezirkspräsident Siegfried Jäger, Bezirksbäuerin Claudia Erndl und Kreisbäuerin Rosmarie Mattis. – sr

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