Haardorf und Mühlham

Moderne hält Einzug ins Gotteshaus

Osterhofen 3. September 2016 – Deggendorfer Zeitung

Sanierung und Renovierung der St. Martin Kirche schreitet voran

Alexander Schmid 

Haardorf. „27 Jahre sind vorbei, seitdem die Kirche zuletzt renoviert worden ist. Hoffen wir, dass sie dieses Mal mindestens genauso lange hält“, wünscht sich Johann Weigl, Kirchenpfleger der Pfarrkirche St. Martin in Haardorf. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, haben Baufirmen und zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus dem Dorf seit Februar bereits viel getan – und so einiges soll noch geschehen.

Die größte Neuerung ist der Bau einer neuen Sakristei. Nachdem die alte Sakristei abgerissen worden ist und neue archäologische Funde die Geschichte des Gotteshauses umgeschrieben haben (die OZ berichtete), wurde ein gänzlich neuer Bau errichtet. Im Vergleich zu dem der vorherigen Sakristei, wurde jetzt das Dach herabgesetzt und der fließende Übergang zum Kirchendach unterbrochen. Dies ist aus historischen und ästhetischen Gründen geschehen. „So hat das Dach früher auch schon ausgesehen und wir sind jetzt wieder zu dieser Form zurückgegangen. Dadurch sieht die Kirche auch stämmiger und größer aus“, klärt Weigl über den Entscheidungsprozess auf, welcher immer in enger Abstimmung mit der Kirchenverwaltung, dem Architekten und der Diözese Passau abgelaufen sei.

Neu wird auch die behindertengerechte Toilette sein, welche im Neubau installiert werden soll. Im Zuge der Barrierefreiheit wird auch eine Rollstuhlrampe errichtet. Um ausreichend Platz für diese zu haben, musste sogar ein Grab verlegt werden, natürlich mit Einwilligung der Angehörigen. Die Rampe wird, wie auch die Treppenstufen, mit Granit gepflastert werden.

Das Innere der Kirche selbst, welche außen gerade neu gestrichen wird, soll ebenso ins 21. Jahrhundert einziehen. Unter den restaurierten Sitzbänken wird ein neuer Holzboden verlegt, Wände und Decken werden neu verputzt und morsche Balken in der Dachkonstruktion ersetzt. Das Haus bekommt einen Telefonanschluss, eine energiesparende LED-Beleuchtung sowie eine komplett neue Elektrik.

Hoch modern wird das neue Heiz- und Lüftungssystem sein. Die alte Elektroheizung wird durch eine Fernwärmeheizung ersetzt, welche aus einer nahe gelegenen Biogasanlage gespeist wird. In die Sakristei kommt eine Fußbodenheizung und in den Kirchenraum eine Heizung unter den Sitzbänken sowie eine Wandheizung. „Die Leute sollen sich bei uns in der Kirche wohlfühlen“, meint Weigl und erläutert weiter, dass die Wandheizung, außer dem Wohlbefinden noch einem weiteren Zweck diene: Bis auf die Nordmauer, welche an die Sakristei grenzt, waren die Mauern der Kirche ständig feucht. Aufgrund einer fehlenden Horizontalsperre zieht das Gemäuer immerzu Nässe aus dem Boden. Dem soll die Wandheizung in Kombination mit dem Lüftungssystem Abhilfe schaffen.

Überdies wurde zur Abdeckung der in den Wänden verlaufenden Heizrohre Sanierputz verwendet, welcher das Entfeuchten zusätzlich begünstigt. Auch soll außen an den Mauern entlang Pflaster verlegt werden, damit das Erdreich um und unter der Kirche nicht mehr so viel Feuchtigkeit aufnimmt. „Wenn gerade kein Gottesdienst abgehalten wird, wollen wir eine konstante Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von 6 bis 8 Grad Celsius“, gibt der Kirchenpfleger an. Hierzu wird auch eine kleine „Wetterstation“ in der Kirche installiert werden. Das Heiz- und Lüftungssystem wird dann automatisch durch ein Touch Panel gesteuert. Das zentrale Bedienelement wird in der neuen Sakristei platziert sein und auch die Steuerung der Beleuchtung ermöglichen.

Durchgeführt werden die Bauarbeiten teils von regionalen Betrieben und zum Teil von lokalen ehrenamtlichen Helfern, berichtet Weigl: „Was wir können, machen wir selber. Hand- und Spanndienste hat man früher gesagt. Schon allein um Kosten zu sparen, aber auch um selbst seinen Beitrag zu leisten.“ Er freut sich auch schon darauf, wenn die Kirche in ihrem neuen Glanz strahlen wird. „Die Hoffnung ist, dass bis Weihnachten größtenteils fertig werden und die Christmette wieder in der Pfarrkirche zelebrieren können“, aber bis dahin sei noch lange Zeit, meint Weigl und blickt mit einem von Vorfreude zeugendem Lächeln auf das eingerüstete Gotteshaus, welches im warmen Licht der Morgensonne bereits etwas von der kommenden Pracht erahnen lässt.