Osterhofen 15. Juni 2016 – Deggendorfer Zeitung
Arbeitskreis Biogas im Bauernverband diskutierte mit MdB Rita Hagl-Kehl über Reform des EEG – Anlage besichtigt
Wallerdorf. Das Erneuerbare Energien Gesetz soll reformiert werden – ein Vorschlag des Bundeskabinetts liegt vor, doch nach Meinung vieler Betroffener sind daran Änderungen notwendig: Den Betreibern von Biogasanlagen brennt derzeit die Frage auf den Nägeln, welche Auswirkungen das neue Gesetz auf die Zukunftschancen ihrer Anlagen hat. Lohnen sich weitere Investitionen, muss man sich nach einem neuen Standbein umsehen? Um den Vertretern der Kommunalpolitik ihr Anliegen und die Komplexität der Materie vor Augen zu führen, traf sich der Arbeitskreis Biogas im Bayerischen Bauernverband am Montag auf dem Gelände der Biogasanlage der Familien Altmann und Vandieken in Zeitlarn.
Besitzer von Biogasanlagen waren niederbayernweit angereist, um MdB Rita Hagl Kehl mit der Vielseitigkeit ihrer Arbeit vertraut zu machen. Hubert Vandieken begrüßte zudem Johann Weigl, stellvertretender Arbeitskreis-Vorsitzender, Franz Winkler, 1. Vorstand des Fachverband Biogas Regionalgruppe Niederbayern, Johann Siedersberger, Kreisobmann des Bauernverbandes, Maria Biermeier, Bezirks- und Kreisbäuerin des Kreisverbandes Deggendorf, ihre Stellvertreterin Rosemarie Mattis, stv. Kreisobmann Josef Waas, Ingrid Ecker, BBV-Geschäftsführerin vom Verbund Landau-Straubing-Deggendorf sowie Thomas Erndl, stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender und Künzings Ortsvorsitzender. MdB Barthl Kalb konnte wegen Terminüberschneidung nicht an der Begehung teilnehmen, versicherte aber im Vorfeld, voll und ganz hinter den Biogasbetreibern zu stehen.
Vandieken führte die Anwesenden über das Gelände und erläuterte das Firmenkonzept. Grundsätzlich kann in einer Biogasanlage alles verarbeitet werden, „was organische Masse ist“. Etwas ungehalten sei man über die negativen Anschauungen, für die Anlagen werde nur Mais angebaut, der wiederum für Bodenabtragungen bei starken Regenfällen verantwortlich sei. Hier würden Ursache und Wirkung verdreht, seien die Folgen doch dem Klimawandel zuzuschreiben, so Vandieken. Obwohl Mais die meiste Energie abgibt und verhältnismäßig kostengünstig ist, werden vielfach andere Pflanzen sowie Gülle verarbeitet, betonte er nachdrücklich.
2005 schlossen sich die Familie Altmann aus Zeitlarn und Vandieken aus Wallerdorf zusammen und errichteten die Anlage mit 537 Kilowatt Leistung. „Nebenprodukt“ der Energiegewinnung ist Wärme, die nicht ungenutzt in der Luft verpuffen sollte. Eine Umfrage in den Heimatdörfern überraschte Vandieken und Altmann: 40 Haushalte baten um einen Anschluss an die Fernwärme. Mit viel Eigenleistung wurden 5000 Meter Wärmeleitung verlegt.
Diese Nutzung fand bei MdB Hagl-Kehl großen Zuspruch. 18 bis 25 Tonnen Silage werden täglich zugeführt. Für das Gelingen der Energiewende ist die Bioenergie mit ihren Möglichkeiten und ihrer Vielseitigkeit bei Stromspeichern, Wärme und Kraftstoffen sowie regelbarem und bedarfsgerechten Strom unverzichtbar.
Müssten Anlagen wie vorgesehen nach 20 Jahren vom Netz genommen, zurückgebaut werden oder gar als „Investitionsruine“ leer stehen, würde dies weite Kreise ziehen: Arbeitsplätze gingen verloren, Zulieferfirmen verlören ihre Kunden, landwirtschaftliche Erzeugnisse könnten nicht mehr verarbeitet werden, eine CO2-neu- trale Energiegewinnung würde wegbrechen. Bei der Gewinnung von Strom ist man mit Biogas nicht wie bespielsweise bei Windkraft vom Wetter abhängig.
Eine intensive Diskussion wurde im Gasthaus Thalhauser geführt, der sich Dr. Heinrich Niedermaier vom AELF Deggendorf anschloss. Johann Weigl gab bekannt, dass dem Vorsitzenden der SPD in Bayern, Florian Pronold, eine Resolution mit der Bitte um Unterstützung überreicht wurde.
Abschließend referierte Christine Klampfl vom AELF Straubing über das Thema: „Überprüfung der Nährstoffkreisläufe bei Biogasanlagen durch das Fachzentrum für Agrarökologie“. Sie erläuterte dabei die Verordnung für das In-Verkehr-bringen und Befördern von Wirtschaftsdünger und informierte über den Verlauf der Untersuchungen.bs
INFO
Das Bundeskabinett hat am 8. Juni die von Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel vorgelegte Reform des Erneuerbaren Energie Gesetzes, kurz EEG, beschlossen. Sie soll am 1. Januar 2017 in Kraft treten. Künftig soll die Höhe der EEG-Vergütungen nicht mehr staatlich festgelegt werden, sondern durch Ausschreibungen am Markt bestimmt werden. Am 20. Juni wird das Gesetz im Bundestag verabschiedet, im Juli stimmt der Bundesrat darüber ab. Der aktuelle Entwurf umfasst 430 Seiten.