Haardorf und Mühlham

Im Land der Zäune

Osterhofen 13. September 2018 – Osterhofener Zeitung

Oberst der Reserve Gerd Beyer referierte vor den Reservisten über den Nahostkonflikt

Haardorf. Zu einem Vortrag über den Nahostkonflikt hat die Reservistenkameradschaft Haardorf-Aicha im Rahmen der Monatsversammlung den Oberst der Res. Gerd Beyer eingeladen. Vorsitzender Franz Klingerbeck hieß den Referenten sowie Adi Schweiger vom Krieger- und Soldatenverein besonders willkommenß.

Bei einer Einladung durch den israelischen Reservistenverband „TZEVET“ konnte Beyer sich im November 2017 vor Ort informieren. Der Nahostkonflikt, bei dem sich Israel und Araber gegenüber stehen, ist einer der kompliziertesten und brennendsten Konflikte der Gegenwart. Beyer bezeichnete als größten Feind den Iran, der großen Einfluss durch Waffenlieferungen auf die Palästinenser habe. Diese träumten von einer Rückkehr nach Jerusalem und ins Westjordanland.

In einer chronologischen Auflistung zeigte Beyer die politische Entwicklung vom Auszug der Israeliten aus Ägypten im Jahr 1300 v. Chr., bis zur Gründung des Staates Israel 1948 auf. Verschiedene Kriegen mit den Nachbarn bis zum Frieden mit Ägypten (1979) und Jordanien (1994) sind weitere historisch bedeutsame Daten. Der Bürgerkrieg in Syrien trage durch das Eingreifen von Iran und Russland zu einer weiteren Destabilisierung der Region bei. Israel lasse keinen Zweifel daran, dass eine Ausweitung des Konfliktes auf das eigene Territorium mit allen Mitteln verhindert werden soll. Jeder Angriff werde unmittelbar mit einem Gegenangriff beantwortet.

„Im Land der Zäune“ hieß der Titel des Vortrags. Dazu ging Beyer auf die Errichtung von Siedlungen auf palästinensischem Boden ein. Israel baue auf fremdem Boden und schaffe damit Tatsachen. Dies erzeuge auf der Gegenseite viel Hass. Andererseits besuchten israelische und palästinensische Kinder unter strengster Sicherheit gemeinsam die Schule. Überall begegne man Zäunen und Mauern, die Sicherheit gewährleisten sollen.
Während des Besuches konnte die Gruppe enorme Gastfreundschaft erleben, von den Israelis, aber auch von den Drusen. Auf der Rundreise kam die Reisegruppe nach Jaffa, auf die besetzten Golanhöhen, die Festung Massada am Toten Meer, Wirkungsstätten Jesu am See Genezareth und Jerusalem mit der Altstadt, der Knesseth und Yad Vashem. An der Holocaust-Gedenkstätte wurde ein Kranz niedergelegt.

Jerusalem ist heilige Stadt für drei monotheistische Weltreligionen. Für die Muslime ist Jerusalem die drittwichtigste heilige Stadt, obwohl diese nicht im Koran erwähnt wird. Hier soll Mohammed mit einem geflügelten Pferd in den Himmel zurückgeflogen sein. Die Leidensgeschichte von Jesu mit Verurteilung und Tod ereignete sich zur Besatzungszeit der Römer. Das größte Heiligtum für die Juden ist die Klagemauer. In den verschiedenen Vierteln von Jerusalem spiegeln sich das Leben und die Religion der Gläubigen wieder.

Durch viele Bilder wurde der Vortrag informativer und aufgelockert. Der Jordan, kommend vom Berg Hermon, ist Lebensspender, aber nur noch ein Rinnsal. Für die Bewässerung in der Landwirtschaft wird fast vollständig das kostbare Wasser entnommen. Auch wenn es Verträge mit den Nachbar gibt, kommt bei den Anliegerstaaten wenig Wasser davon an. So sinkt der Wasserspiegel des Toten Meeres permanent. Wassermangel ist eines der größten Probleme in Nahost.

Auf dem Golan sind viele Überwachungsstationen; Bunker sind unterirdisch gesichert. Auch UN-Soldaten sind als Beobachter hier tätig, können aber nicht aktiv eingreifen. Haifa hat sich zu einer sehr großen Industriestadt entwickelt. Kilometerlange Strände laden zu einem Bad im Mittelmeer ein.

1. Vorsitzender Franz Klingerbeck bedankte sich bei Oberst der Reserve Gerd Beyer für den informativen Vortrag, der viel Hintergrundwissen für den Nahostkonflikt darlegte. Da er auf ein Honorar verzichte, bat er um eine Spende für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dem die Besucher gerne nachkamen. sr

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