Haardorf und Mühlham

Frauen binden Kräuterbuschen für Maria Himmelfahrt

Osterhofener Zeitung PNP 16.08.2021

Frauengemeinschaft pflegt altchristlichen Brauch – Segnung durch Stadtpfarrer Altmannsperger – Verkauf nach dem Gottesdienst

Haardorf. Den volkstümlichen Brauch des Kräuterbuschenbindens, den es seit dem 9. Jahrhundert in der römisch-katholischen Kirche zum Hochfest Maria Himmelfahrt gibt, pflegen die Haardorfer Frauen. Schon Tage zuvor sammeln sie Kräuter und Blumen in Hausgärten sowie auf umliegenden Wiesen und Feldern. Kö- nigskerze, Johanniskraut, Pfefferminze, Liebstöckl, Rainfarn, Thymian, Sonnenblume, Eibisch, Stechapfel, Ringelblume, Goldrute und vieles mehr werden samt Rosen und Getreideähren als Symbol für Maria in die Kräuterbuschen hinein gebunden. Sieben, neun, zwölf, 24 oder 99 verschiedene Kräuter gehören in einen Buschen, wobei die Zahl sieben für die Schöpfungstage und zwölf für die Apostel bzw. die Stämme Israels steht. Die verschiedenen Kräuter ergeben einen farbenprächtigen, würzig duftenden Strauch. All diese Kräuter werden auch als Medizin in Salben und Pillen in Auszügen verwendet. Die Blütenpflanzen helfen gegen Grippe, Rheuma und bei Verdauungsproblemen, sie beruhigen und stehen für Liebe und Harmonie. Um die Buschen mit vielfältigen Kräutern zu binden, trafen sich die Frauen bei Maria Oberleitner. Im Mittelpunkt der Predigt von Domkapitular Pfarrer Christian Altmannsperger im Gottesdienst stand der Satz „Ich habe große Pläne mit Dir.“ Eltern, die das Leben ihrer Kinder mit guten Absichten planen wollten, stießen manchmal auf Widerstand, da die Kinder ihr Leben selbst planen wollen. Auch Maria, die Muttergottes, hätte ihre eigenen Pläne gehabt. Dann sei Gott in ihr Leben getreten, der andere Pläne hatte. „Er hat einen Plan, aber er setzt diesen nicht mit Gewalt und gegen unseren Willen durch. Er lädt uns ein, freiwillig an diesem Plan mitzuarbeiten“, führte der Stadtpfarrer aus. Am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel werde deutlich, dass der Plan Gottes auf die Erlösung des Menschen abzielt. „Das Ziel von Gottes Plan ist die Verherrlichung des Menschen, wie sie uns in der Verherrlichung Mariens gezeigt wird“, betonte der Geistliche. Am Ende besprengte Pfarrer Christian Altmannsperger die Kräuterbuschen mit Weihwasser. Nach dem Gottesdienst verkauften die Haardorfer Frauen diese an die Gottesdienstbesucher. Die Buschen werden zuhause an einem luftigen Ort getrocknet und dann im Herrgottswinkel im Haus oder im Stall aufgehängt. Um vor Blitz und Unglück zu schützen, war es Brauch, getrocknete Pflanzenteile bei Unwetter oder Stürmen zu verbrennen. − sr

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