Haardorf und Mühlham

„Landwirte brauchen Globalisierung und Regionalisierung“

Deggendorf 13. Januar 2017 – Deggendorfer Zeitung / PNP

Bauernverbands-Ehrenpräsident Sonnleitner sprach beim vlf – Maria Biermeier und Johann Weigl mit silbernem Verbandsabzeichen geehrt

Deggendorf. Der Ehrenpräsident des Bauernverbandes Gerd Sonnleitner war der Referent bei der Jahreshauptversammlung des „Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung“ (vlf) Deggendorf im Gasthaus Biebl in Seebach. Ob es möglich ist, als Landwirt gleichermaßen für den Wochenmarkt und für den Weltmarkt zu produzieren, war die gestellte Frage. Sonnleitner kennt die Situation der Landwirte in Bayern, im Bundesgebiet, in der Europäischen Union und die Landwirtschaft in der Welt wie kaum ein anderer. Der Fachmann sieht in Wochenmarkt und Weltmarkt keinen Widerspruch.

Entgegen der allgemeinen Stimmung sei die Globalisierung nicht schlecht, betonte Sonnleitner. Austausch, Handel, Geld und Wohlstandsmehrung habe schon immer den Menschen genutzt. Weit bevor sich die Politik um Handel oder gar um Agrarreformen kümmern könne, müssten deutschland- und europaweit stabile Verhältnisse geschaffen werden. Er sprach dazu auch die Flüchtlingskrise an, die damit verbundenen Sorgen der Bürger und die „teilweise Blauäugigkeit“ mancher Parteien. Dies fördere die Gefahr von Nationalismus, welcher im Krieg ende.

Wohlstand ist nur möglich durch Zusammenschluss, das habe sich auch in der Geschichte gezeigt, betonte Sonnleitner. Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland habe mit dem freien Handel in Europa begonnen. Globalisierung bedeute aber auch kontrollierter Handel mit vielen Regeln, die vom Staaten definiert werden und somit keine Gefahr für die Verbraucher darstellten.

Die Regionalisierung bei der Vermarktung von landwirtschaftlichen Gütern sei kein Widerspruch zur Globalisierung, so Sonnleitner. Nicht jeder Bauer müsse seine Produkte im eigenen Hofladen verkaufen, Regionalisierung könne auch ein Zusammenschluss, die Vermarktung der Produkte einer Region sein. Die Nachfrage nach regionalen Produkten habe längst den Bedarf an Bio-Produkten übertroffen. Jedoch gebe es auch hier Potenzial, was sich an der bereits praktizierten Direktvermarktung in Österreich zeige.

Abschließend warnte Sonnleitner die Landwirte davor, auf jede Meldung zu reagieren. Schlagwörter wie „Vegan“ und Unverträglichkeiten seien in aller Munde, weiter verunsicherten die verschiedensten Aussagen von Wissenschaftlern die Verbraucher und auch Debatten in sozialen Medien sorgten für Verwirrung.

Der vlf-Landesvorsitzende Hans Koller überreichte Maria Biermeier und Johann Weigl das Silberne Verbandsabzeichen, die höchste Auszeichnung des Bezirksverbandes. Bei den Geehrten handele es sich um zwei überaus engagierte Landkreisbürger, die sich in allen Lebensbereichen beispielhaft engagierten. Beide hätten die Auszeichnung redlich verdient, lobte Koller. Die Kreis- und Bezirksbäuerin Maria Biermeier sei eine großartige Vertreterin des Bauernstandes, die sich nach dem frühen Tod des Ehemannes und der Weiterführung des Familienbetriebes politisch und gesellschaftlich in vorbildhafter Weise engagiere.

Das Engagement von Johann Weigl aus Haardorf, ebenfalls Landwirt mit Leib und Seele, kenne keine Grenzen. Ob bei der Feuerwehr, im kirchlichen und dörflichen Leben – stets sei er eine Leitfigur gewesen. Als Landwirt sei er ein kompetenter Vertreter in den Berufszweigen Rindermast und Biogas.

Aufgabe des vlf sei es, den Landwirten beim Blick über den Tellerrand hinaus zu helfen sowie den Bauernstand nach außen hin zu vertreten, so Koller.

Der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) ist eine Organisation für die Aus- und Weiterbildung im bäuerlichen Bereich. Geschäftsführer Dr. Heinrich Niedermaier berichtete vom abwechslungsreichen Programm im vergangenen Jahr. Es reichte von einem Vortrag über die steuerlichen und rechtlichen Möglichkeiten der Hofübergabe im Rahmen der Jahreshauptversammlung über die Organisation eines Absolvia-Treffens ehemaliger Landwirtschaftsschüler, einem Frauenseminar, bei dem Apothekerin Trixi Resch zu dem Thema informiert „Alles was wirkt, hat auch Nebenwirkungen“, sowie einer Frauenlehrfahrt nach Waging am See. Eingeladen wurde zusammen mit der Bauernbruderschaft zum Ehemaligenball in der Stadthalle. Der Verband hat im Landkreis aktuell 749 Mitglieder.

Zur großen Freude von Dr. Heinrich Niedermaier konnte dem frisch gebackenen Landwirtschaftsmeister Lukas Friedberger zur bestandenen Prüfung gratuliert werden. Friedberger war Meisterpreisträger als einer der zwanzig besten Absolventen sowie bester Absolvent der Landwirtschaftsschule Straubing.

Kassier Erwin Nickl berichtete über die Einnahmen und Ausgaben des Verbandes. Kassenprüfer Alois Sitzberger, der zusammen mit Josef Knapp die Buchführung geprüft hatte, sprach ein Lob aus.

MdB Barthl Kalb, stellvertretender Landrat Eugen Gegenfurtner und stellvertretender Bürgermeister Günther Pammer lobten die Arbeit, die vom Verband geleistet wird „Fort- und Weiterbildung sind in jedem Beruf sehr wichtig und Garantie für erfolgreiches Handeln“.

Begrüßen konnte Vorsitzender Josef Waas eine große Anzahl an Ehrengästen, darunter AGL-Kreisvorsitzender Alfons Saller, Kreisobmann Hans Siedersberger, Manfred Hamberger (Vorsitzender Ring junger Landwirte), Robert Fischer vom Maschinenring und Siegfried Pfeffer von der Bauernbruderschaft. ni 

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