Haardorf und Mühlham

Presseberichte

Drei Tage für den guten Zweck

Osterhofener Zeitung 18.06.2013

 Jugendliche Katholiken setzen sich in der 72-Stunden-Aktion für Hochwassergeschädigte und Senioren ein

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Osterhofen. „Euch schickt der Himmel“ ist an diesem Wochenende von vielen Hausbesitzern in den überfluteten Gebieten in der Gegend zu hören. Geschenke des Himmels sollten die Jugendlichen auch sein, die am Wochenende unter dem Motto „Uns schickt der Himmel“ an der deutschlandweiten 72-Stunden- Aktion des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) teilgenommen haben. In der Region haben viele Jugendliche dieses Motto besonders beherzigt und den Opfern des Hochwassers geholfen, die Schäden zu beseitigen. Drei Tage lang setzten sich Kinder und Jugendliche für einen guten Zweck ein. Einige der Gruppen aus dem Dekanat Osterhofen hatten ihre eigentlichen Projekte kurzfristig abgesagt, um stattdessen bei den dringend notwendigen Aufräumarbeiten in den Hochwassergebieten zu helfen. Von Freitag bis Sonntag waren die Katholische Jugendgemeinde Haardorf und die Landjugend Schaufling in Fischerdorf und haben dort mit angepackt. Estrich entfernen, Schlamm schaufeln, Wohnräume putzen: Zu tun gab es genug. Für die betroffenen Menschen in Fischerdorf war aber nicht nur die praktische Hilfe der Jugendlichen willkommen. „Man hat gesehen, dass es den Menschen gut getan hat, dass so viele junge Leute da waren und angepackt haben“, sagt Michaela Seiler, Jugendseelsorgerin im kirchlichen Jugendbüro Osterhofen. Und auch der katholische Nachwuchs habe selbst gesagt, wie schön es sei, etwas so Sinnvolles zu tun und zu spüren, dass die Hilfe benötigt werde. Auch in Niederalteich waren zwei Ministranten-Gruppen aus Niederalteich und Schaufling: Sie haben aufgeräumt oder sind von Haus zu Haus gegangen und haben gefragt, wer noch Hilfe benötigt. Bürgermeister Josef Thalhammer, der bei der Aktion der Jugendlichen dabei war, zeigte sich gerührt von der „himmlischen Hilfe“ und lobte das Engagement der jungen Leute. „Die Kinder haben sogar versucht, die Erwachsenen zu trösten“, weiß Michaela Seiler. Die Landjugend Iggensbach hatte eigentlich ein Sommerfest für und mit den Asylbewerbern aus Iggensbach geplant. Nachdem der Nachbarort Winzer aber vom Hochwasser betroffen war, haben sich die jungen Leute entschlossen, zusammen mit den Asylsuchenden dort bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Pfarrer Richard Simon aus Winzer hat den Kontakt zu den Betroffenen hergestellt, den Rest haben die Jugendlichen und die Asylbewerber erledigt. Michaela Seiler konnte sich beim Besuch der Gruppe selbst ein Bild machen von der tatkräftigen Aktion und der guten Stimmung: „Alle haben toll zusammen gearbeitet und viel gelacht“, schildert sie. Auch beim Projekt der Kolpingjugend Osterhofen ging es darum, für andere Menschen da zu sein. Die Gruppe hatte im Altenheim St. Antonius am Samstag einen schönen Tag für die Senioren geplant: Es gab Musik, Sketche, ein Mittagessen und am Nachmittag machten die Jugendlichen mit den Senioren einen Ausflug in den Park und aßen zusammen Eis. „Die Aktion ist gut angekommen“, sagt Michaela Seiler. Besonders schön hätten es die Jugendlichen gefunden, den Älteren eine Freude zu machen. Sich gegenseitig eine Freude zu machen und sich kennenzulernen, war auch das Ziel in Aholming: Die Landjugend lud Jugendliche aus der Slowakei ein (siehe unten). „Die Gruppen haben sich wirklich ins Zeug gelegt“, freut sich Michaela Seiler. Gerade die Kombination aus Spaß und etwas Sinnvolles zu tun habe die Aktion nach Rückmeldung der Jugendlichen so erfolgreich gemacht. Seiler lobt die Unterstützung der Gemeinden. „Überall haben die Jugendlichen Verpflegung bekommen und eine gute Zusammenarbeit erfahren.“ Aus dem Dekanat Osterhofen fuhren am Sonntag Busse zur Abschlussveranstaltung nach Röhrnbach. Viele junge Leute aus der Diözese Passau waren gekommen, um bei einem Gottesdienst und einer Feier mit drei Bands ihre gelungenen Aktionen zu feiern. – cts

Erfolgreiche Pumpaktion

Osterhofener Zeitung 11.06.2013

FF und THW retten drei Anwesen

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Aicha. Den massiven Einsatz der Feuerwehren und Rettungskräfte im Kampf gegen das Hochwasser hat die OZ in der vorangegangenen Woche ausführlich diskutiert. Dabei stand in der Freitagsausgabe leider unter einem Luftbild der falsche Text: Die intensiven Pumparbeiten zwischen Aicha und Haardorf erfolgten nicht, um Felder freizulegen, sondern waren eine Sicherheitsmaßnahme, erläutert Roland Stieglmeier- Maidl von der FF Aicha. Drei Anwesen waren vom Wasser des Mühlbachs eingeschlossen. Die Feuerwehren Aicha a.d.Donau, Niedermünchsdorf, Wisselsing und Osterhofen halfen am Donnerstag an der sogenannten Klarl-Brücke zusammen: Sie errichteten einen Sandsack-Damm und pumpten das Wasser ab. Abends erhielten sie dabei Unterstützung vom Technischen Hilfswerk (THW) aus Neu-Ulm und München-Mitte, die mit schweren Pumpen anrücken. Gemeinsam ist es gelungen, die drei vom Wasser bedrohten Anwesen trocken zu halten. – gs

Solidarität überall: Asyl für Tiere

08.06.2013

Landwirte nehmen Rinder und Pferde aus evakuierten Höfen auf

Osterhofen. Auf Stefan Weigls Hof ist es ruhig um die Mittagszeit. Der Schein trügt: Kaum einmal war es still in den letzten Tagen auf dem Bauernhof in Haardorf. Der Innenhof und die Gebäude waren voller Wasser vom übergelaufenen Mühlbach, alles muss jetzt abgepumpt und sauber gemacht werden. Eine Situation wie man sie überall findet in der Gegend. Und trotzdem: Als Stefan Weigl die Anfrage bekam, ob von einem Hof in Arbing evakuierte Bullen in seinem Stall unterkommen können, zögerte der Landwirt nicht. „Der Stall war gerade auf einer Seite leer, weil er gewaschen worden ist“, erzählt Jungbauer Stefan Weigl. Normalerweise bräuchten seine eigenen Bullen den Platz, so aber habe Stefan Weigl 20 evakuierte Tiere aufnehmen können. Haardorf liegt selbst im gefährdeten Gebiet, deshalb konnte Weigl zunächst keine Tiere beherbergen. Als aber am Donnerstag nach dem Höchststand des Wassers Entwarnung gegeben wurde, hat Stefan Weigl sofort seine Hilfe angeboten. Er kümmert sich selbst um die fremden Bullen: „Mei, das läuft mit.“ Stefan Weigl geht mit der zusätzlichen Arbeit sehr entspannt um. Immerhin kennt er den Bauern aus Arbing und hilft ganz selbstverständlich. Wann er selbst wieder eigene Bullen in den Stall stellen kann, weiß der Landwirt noch nicht, er rechnet aber damit, dass die Tiere auch noch über das Wochenende bei ihm bleiben werden. Wie schwierig die Lage sein kann, wenn sich kein Hof in unmittelbarer Nähe findet, der evakuierte Tiere aufnehmen kann, weiß Alois Wagner aus Ottach. Der Landwirt musste am Dienstag wegen Überflutungsgefahr etwa 50 Kühe und Jungtiere evakuieren (die OZ berichtete). Es folgte eine wahre Odyssee durch den Landkreis: Nach dem Aufladen wusste niemand die Adresse des Hofs in Schwanenkirchen, wohin die Tiere eigentlich hätten gebracht werden sollen, so dass die Rinder eine Stunde im Lkw warten mussten, bevor es überhaupt losging. Als man schließlich an dem ungenutzten Hof ankam, gab es keine Melkmaschine − die Alois Wagner aber unbedingt braucht. Der Bauernverband organisierte neue Unterkünfte und nach mehreren Stunden kamen die Rinder schließlich in Landau unter. Allerdings mussten sie auf drei Betriebe aufgeteilt werden. „Es ist katastrophal“, sagt Landwirt Wagner. „Ich muss jeden Tag morgens und abends mit Futter da rauf fahren, das ist eine Dreiviertelstunde einfach.“ Die Bauern dort hätten vollstes Verständnis für seine Situation und helfen ihm teilweise beim Füttern, trotzdem muss er auch selbst hinfahren. Wie so viele andere hilft Alois Wagner zudem beim Hochwasser, jeden Tag arbeitet er im Schöpfwerk in Endlau. Umhalb zwei Uhr ins Bett, um 5 Uhr wieder aufstehen − so sehen die Nächte von Alois Wagner derzeit aus. Noch ungerechter ist bei dem Aufwand, den Landwirt Wagner wegen seiner Tiere betreibt, dass er die Milch seiner Kühe auch noch wegschütten muss. „Der Bauer, bei dem meine Kühe stehen, hat zwar eine Melkmaschine, aber keinen Spülautomat, weil er selbst keine Milchkühe mehr hat“, sagt Alois Wagner. Dem Ottacher bleibt nichts anderes übrig, als die vielen Liter Milch zu verfüttern und den Rest weg zu kippen. Asyl für andere evakuierte Tiere bietet in diesen Tagen der Hof von „Eder-Bauer“ Josef Heindl in Altenmarkt. Acht Pferde hat er aufgenommen, die wegen des Hochwassers aus ihrem Stall geholt werden mussten. Auch hier gab es gar keine Frage: Die Familie Heindl half sofort. „Die Pferde kommen aus Arbing und Umgebung und gehören guten Bekannten“, sagt Josef Heindls Sohn Maximilian. Der kümmert sich um die acht fremden und zwei eigenen Tiere: „Man muss schon vier Stunden pro Tag rechnen“, sagt er. Und das, obwohl Maximilian Heindl eigentlich gerade für das Abitur lernen sollte. „Ich hab ja frei“, sieht er das allerdings ganz unkompliziert. – cts